THEATERSTEIN  B I T B U R G,

um 200 nach Christus,

(Erstveröffentlichung).

E R Z Ä H L S T E I N E

berichten:

Zu allen Zeiten -

wünschte sich der Mensch im Steine abzubilden.

Die kunstvolle Anstrengung unserer Ahnen,

einen FRUCHTBARKEITSKULT zu ehren -

in den ausdrücklich wiederkehrenden Motiven:

PFERD - STIER - MANN - FRAU - KIND.

Das verschollene Römertheater von  B I T B U R G  (BEDA VICUS)? - eine Spurensuche.

Die Besprechung von derzeit sieben, beidseitig ästhetisch gestalteter Sandsteintafeln, mit erzählend ineinandergewirkten Bildern in großer Fülle, hauptsächlich zum Thema Pferd und Reiter.

Vorab einen kurzen Exkurs zu den behauenen Steinen, beim Rathaus von Bitburg, um darzustellen, daß hier eine Verwandtschaft zu den Steintafeln besteht.

B  i  t  b  u  r  g  - 

d i e  B l u m e  d e r  E i f e l

 

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als sei dieser sogenannte 

B r u n n e n s t e i n  beschädigt.

 

Erst bei genauerem  H i n s e h e n, erschließt sich ein anderes Bild.

Doch recht deutlich zu sehen -

der  K o p f  e i n e s  P f e r d e s,

zur linken Seite - (und zur rechten?).

 

Auf Ohrenhöhe dieses linken Pferdekopfes, ist - klein - das Kopfprofil eines Mannes zu erkennen.

 

Aber da ist noch viel mehr rund herum in den Stein geschrieben,

m i t  d e m  M e i ß e l 

g e z e i c h n e t.

Wir haben es hier scheinbar mit regelrechten  E r z ä h l s t e i n e n  zu tun, und ihre Schöpfer waren wohl Meister in dieser Kunst der Mitteilung und Überlieferung.

 

Der aufgestellte  B r u n n e n s t e i n  zeigt, auf seiner linken Seite, als Ganzes ein männliches Kopfprofil, das oben ein Pferdekopf ziert - das Emblem von BEDA etwa, dem K ä m p f e r.

 Zur anderen Seite hin, das könnte das Gesicht einer Frau sein.

Auch die ganze Brunnenrandung ist mit Gesichtern eingefasst.

 

Ist das wirklich  n u r  ein  B r u n n e n s t e i n ?

 

Wir werden uns schon die Mühe einer genauen Untersuchung machen müssen, um dieses 

K u n s t w e r k  richtig zu verstehen - ich denke, es wartet darauf.

Dieser - derzeit noch liegende -  S t e i n 

a n  B i t b u r g s  R ö m e r m a u e r  ist - wieder auf den ersten Blick kaum zu erkennen - eine aussagekräftig gestaltete Sandsteinplastik - eine Mutter mit ihren Kindern etwa.


 Was erstmal wie abgeschlagen aussieht, entpuppt sich nun als stillistisches Mittel - wer mit  K u n s t  nichts am Hut hat, wird hier nichts sehen, als unsensibel übereinandergepackte Steinquader.

 

Ist dieser Stein zudem beschriftet, oder handelt es sich doch  n u r  um eine  V e r z i e h r u n g ?

Die andere Seite dieses Steinblocks.

 

Noch undeutlich, aber ein großer Kopf - ein 

G e s i c h t  schimmert doch schon durch - und da ist auch  F i g u r.

Erst eine sorgliche Reinigung, wird das Werk zutage fördern.

 

Der zuständige Denkmalpfleger, vom  L a n d e s

m u s e u m  T r i e r, kann diese Steinreliefs noch nirgendwo zuordnen - in den Museumsarchiven gäbe es keine Vorbilder - das ist natürlich wenig hilfreich!

 

Aber gerade eine elitär intellektuelle Sicht ist es wohl, die uns das  S e h e n  versperrt, und das läßt mich eigentlich auf  d i e  E i n z i g a r t i g k e i t 

d i e s e r  K u n s t  hoffen, die da noch Verstecken mit uns spielt - so lange, bis wir zur selben S i c h t h ö h e  jener geistreichen und überaus vitalen Kunstschaffenden gefunden haben werden.

 

Dann aber wird der Strom der Neugierigen einsetzen, und auch die Wissenschaftler werden sich auf den Weg machen, um eine empirische Schublade für diese alte

V o l k s k u n s t  zu zimmern - und die Museumsarchive vervollständigen.

 

Mit dem hier vorliegenden Material, könnte die geschichtsträchtige Stadt  B i t b u r g  eine gewisse Vorreiterrolle übernehmen, und das würde ihr wohl auch zu neuen,  touristisch pulsierenden Anregungen verhelfen - die steinreiche  B r e t a g n e  könnte hierzu ein Vorbild sein. Mentalistisch, haben die Eifel und die Bretagne ja auch viel gemeinsam - und nicht nur ein berühmtes Folklore-Festival im Juli.

 

W i r  s i n d  G e s c h i c h t e - und wir wissen um die Bedeutung dieses Drehpunktes der Region  T r i e r,  wo sich die Begegnung der römischen, keltischen und germanischen Kultur ereignete und aneinander rieb, um miteinander zu verschmelzen; und wir wissen auch, daß dies kein schmerzloser Prozeß war, sondern doch eher ein tiefgreifendes Ringen, um die eigene Substanz und Dichte.

Wo anders also, als durch den kunstschaffenden Ausdruck, wäre es möglich gewesen, etwas von diesem menschlich substantiellen Ringen weiterzureichen - in dem Bedürfnis nach dem, was uns dauerhaft erscheint auf Erden.

Die  M e n h i r e, Steinsetzungen allerorts, waren ja schon da, und die genannten Völker achteten und ehrten ihre  A h n e n - auch, indem sie diese in ihren alltäglichen Lebenskampf einbezogen. Waffen, Werkzeuge, Geschirr, Kleidung ...., alles wurde diesem Bewußtsein ihrer selbst integriert.

Und so geht meine persönliche Wahrnehmung dahin zu sagen: es wohnt diesen - doch recht besonderen - Steinen ein mystischer Zauber inne, der sozusagen von ganz weit herrührt.

Aber die Ignoranz ist noch groß . . . .

Gewiß kein Mosaikbaustein der Geschichte mit dem auf weltliche Art zu glänzen wäre. -

 

In Bitburg wurde dieser einzigartige Beleg zur Christenverfolgung gefunden. Leider bekennt sich die Stadt noch nicht zu jener umstrittenen kaiserlichen Verordnung zu den Mimenspielen, die verfügte, daß erkannte Christen den Göttern der Unterwelt durch Verbrennen zu opfern seien - auszuführen, am 1.Mai, durch die Spezialtruppe CVRIA TORRES ES VICI.

 

.... PECCATIS IVS X L ....

"Schuldig nach dem Christengesetz"

 

Dieser genaue Wortlaut wurde, z.B. durch den römisch-portugiesischen Historiker Paulus Orosius (um 385 - um 418), überliefert. Das Römische Reich war, nach der Anerkennung des Christentums, sehr darum bemüht derartige Dokumente zu vernichten.

In vielen Teilen Europas erinnern alte Volksbräuche noch heute an dieses alljährliche

PROSCRIPTORUM TRIBUNALI,

zu Ehren der Götter der Fruchtbarkeit

und der Unterwelt.

Auf der dritten Seite dieses Steinquaders - sie blickt derzeit zum Himmel - sehen wir,  f o r m s c h ö n 

g e m a c h t, ein großes Kopfprofil.

 

Beachtenswert erscheint mir bei dieser Arbeit, die etwas  g e s c h w u n g e n e  M e i ß e l f ü h r u n g - ein stattlicher, bärtiger Mann etwa.



Es erscheint ja wie ein Echtheitsmerkmal, möchte ich meinen - diese  L e s b a r k e i t  v o n  v i e r 

S e i t e n. 

 

Unschwer zu erkennen - natürlich für den Einsichtigen oder gar Eingeweihten nur - hier wieder der geradezu obligatorische  P f e r d e k o p f  - möglicherweise das  E m b l e m oder Wahrzeichen des alten Bitburg, uns überliefert als  B E D A.

Zu den flach reliefierten Sandsteintafeln nun, die ich jüngst, hier in Bitburg, gefunden habe.

Steintafel 1

 

Deutlich zu sehen, die grobgefurchte Darstellung der Pferdemähne, und im Kontrast - vielleicht zu seiner tierhaften Schwere - die feine, gazile Kontur des menschlichen Kopfprofils darunter hervorschauend, fast ineinander verwoben, als würden sie miteinander flüstern, oder er das Pferd mit Zurufen anfeuern.

 

 Auch die Tafel als ganzes gesehen, stellt wohl einen Pferdekopf dar - das rechte Auge durch die Mähne verdeckt, die Rundung unten sein Maul. Gleichzeitig ist die rechte Tafelkante als Pferdekopf, und die linke zu einem eindrucksvollen Mannesprofil mit Bart gestaltet - Pferd und Reiter haben ein gemeinsames Auge.

 

Ein Konterfei in der Mitte und zu beiden Seiten ein Profil, ist eine Gestaltungsart, die an allen diesen Tafeln beobachtet werden kann. Erzählende Details finden wir dann, wenn wir die Tafeln drehen .... Auf diese Weise wird die zur Verfügung stehende Fläche bestmöglichst zur Mitteilung und Anwendbarkeit genutzt.

 

Wie auf den meisten Darstellungen dieser Tafeln, wird die innige Beziehung zwischen Reiter und Pferd - es handelt sich hier immer nur um Kopfdarstellungen - mit großem ästhetischen Feingefühl vermittelt.

 

Es ist eine überaus virtuose Kunst der Mitteilung, und doch so unscheinbar hingeworfen wie die grobe Skizze eines Entwurfes.

Ansichten von der anderen Seite dieser ersten Steintafel.

 

Es mag ja sein, daß diese sieben Sandsteinplatten, zwar dasselbe Thema darstellen - also erstlich Reiter und Pferd - jedoch aus verschiedenen Zeiten stammen.

 

Bemerkenswert ist wohl auch die Tatsache, daß so eine Tafelseite sozusagen von vier Seiten lesbar ist. Wir können uns Gedanken machen über das Warum? Ich würde meinen, zwei Gründe zu erkennen. Zum einen mehr Fülle an Ausdruck und Information, und ein praktischer Sinn läge dann in der möglichen Anwendbarkeit bei der Verbauung - vertikal oder horizontal, kleines Motiv oder der weite Blick etc.. Handelt es sich bei dieser durchgängigen Arbeitsweise um ein Gestaltungsprinzip, oder das Markenzeichen eines oder mehrerer namhafter Künstler? Jedenfalls zeigen diese Werke eine kraftvolle, methodische Kuriosität.

Diese Steinseite - als Ganzes gesehen - erstmal ein Pferdekopf. Die Mähne sieht auf den ersten Blick auch wieder aus, als sei der Stein oben einfach abgeschlagen - das gehört aber scheinbar zum Stil.

 

Interessant hier nun auch, die Darstellung eines stehend reitenden Mannes mit hoher Mütze, über die Steinplattenkante hin gearbeitet.

Oder die Deutung, daß es sich um einen Pfug handelt - gezogen von dem hinten dargestellten Rinderkopf; vielleicht ist sie doch die überzeugendere, da auf der anderen Seite jemand mit einem Kind erkannt werden kann, so daß das heimische, bäuerliche Leben hier das Thema wäre.

Hier sehen wir wieder diesen Mann mit Mütze - deutlich ist sein angewinkelter Arm zu sehen, und gleichzeitig ist die Schulter zu einem Kinderkopf geformt.

 

In der Umkehrung des Steines, der Kopf eines Römers, eines römischen Soldaten - eine Mitteilung über die politischen Verhältnisse vielleicht also.

Steintafel 2

 

Wir müssen schon fast meditierend schauen, um die hier ineinandergeschobenen Bilder zu erkennen.

 

Aus drei oder vier Pferdeköpfen wachsen zwei Gesichter, die mich doch sehr an römische Theatermasken erinnern - allerdings auch an das gotische Mittelalter.

 

Im Hintergrund lassen sich noch recht deutlich Zuschauer in der Reihe erkennen.

 

Aber da geschieht noch mehr .... da ist Bewegung im Bild dargestellt. Worum es wohl geht?

 

Diese Tafel scheint mir die imposanteste, unter den von mir bis jetzt gefundenen, und auch die saubere Bildhauerarbeit wird kaum zu leugnen sein.

Deutliche Hinweise auf Miniaturdarstellungen - mythologische und Wesen der Unterwelt (DIPATIS).

Spätestens bei der rückseitigen Ansicht der Steintafel 2 wird deutlich, daß sie der Tafel 1 verwandt ist.

 

Da ist wieder diese grobgefurchte Darstellung der Pferdemähne, unter der sich ein bärtiger Menschenkopf anschmiegt. Trägt dieses Haupt eine Krone?

 

Ich finde, dieser Pferdeherr macht schon einen fürstlichen Eindruck - von allen Seiten.

Steintafel 3

 

Hier sehe ich eigentlich mehrere Pferdeköpfe beieinander sein.

 

Mir fällt die langgezogene Kopfgestaltung auf, die dem natürlichen Schichtenverlauf der Sandsteinplatte folgt.

 

Was seitlich wie schräg abgeschlagen aussieht, ist aber deutlich wie eine Pferdemähne gewellt, und gleichzeitig ist das Kopfprofil eines Menschen eingearbeitet - Pferd und Reiter eben.

 

Es fragt sich überhaupt, ob hier vielleicht aus angeschlagenem Grundmaterial, aus Bauresten (nach Zerstörung der ersten Fassung) heraus, diese flachen Reliefs neu gestaltet bzw. umgestaltet wurden?

Was dem Auge des Betrachters eben noch wie ein Nichts, ein Nichtbeachtenswertes erschien, entpuppt sich nun plötzlich zu einer erstaunlich vielgesichtigen, gut durchdachten und überzeugend ausgeführten Bildhauerarbeit.

 

R e i t e r  u n d  P f e r d - in verschiedenen Variationen.

Die andere Seite der Steintafel 3

 

Ich habe so den Eindruck, hier einen leitenden, römischen Soldaten mit Kopfschmuck - einen Centurio - zu sehen ...., und oben rechts wieder einen Pferdekopf.

Steintafel 4

 

Pferd und Reiter - m a s k e n h a f t eigentlich,

und wieder  w i e  a u s  e i n e m  G u s s.

 

Ich deute die Figur unten rechts als den Kopf einer Frau ....

.... ist auf dieser ausdrucksstarken Tafel eine Theaterszene dargestellt?

 

Wenn unten ein Teil der Tafel fehlt, dann fehlt ja auch ein Stück der Information, die der Künstler zu vermitteln wünschte - das muss aber nicht zwangsläufig so sein.

 

Die Rückseite dieser Steintafel ist stark verblasst und (noch) schwer zu lesen.

 Steintafel 5

 

Auffällig bei dieser, nur 3cm starken, Sandsteinplatte ist das betont konvex gearbeitete Kopfprofil eines Mannes, im Kontrast zu den muldenartigen Vertiefungen darunter.

 Von der Seite her gesehen, wird jenes männliche Kopfprofil zur Haarpracht eines nur zart eingravierten Gesichts entlang  der Steinkannte.

Die andere Seite der Steintafel 5

 

Ein sensibles, flaches Relief - Pferd und Reiter - auf einer dünnen Sandsteinplatte (ich habe drei dünne Tafeln gleicher Größe gefunden).

 

Für mein Empfinden, eine ganz großartige künstlerische Leistung.

So ausgewogen und edel, so distinguiert - diese vornehme Zurückhaltung, das kann nur die große Kunst, gewachsen aus einer ihr gemäßen Geisteshaltung.

Was für eine herrlich geschnittene Pferdesilhouette, hinter der ein selbstbewußter, vielleicht adeliger Reiter hervorblickt.

 

Abstrahiert - mit nur wenigen, sicheren Meißelschlägen, aus dem Goldenen Schnitt gewonnen.

 

Wir wissen ja, von dem stolzen, keltischen Volksstamm, der TREVERER, daß sie weithin bekannte Pferdezüchter waren - wen wundert es da also, wenn sie ihre Begeisterung und ihren Wohlstand hier in den Stein geschrieben.

Pferde- und Wagenrennen waren sehr beliebt.

 Eine archaisch anmutende Fertigung und Ausstrahlung - nach meinem Empfinden.

Steintafel 6

 

Erstmal stellt diese Tafel ein großes Gesicht dar. Die Nase ist kaum zu übersehen.

 

Rechts neben der Nase, sind feinstrukturiert mehrere Gesichter eingearbeitet.

Ist hier ein  M i m e n s p i e l  dargestellt?

Die andere Seite der Steintafel 6


Hier auch wieder ein sehr interssantes Bild ....

Steintafel 7

 

Hier wieder diese thypische Pferdekopfdarstellung - quer über die ganze Tafel hin -, wie wir sie schon auf der Steintafel 3 gesehen haben.

Da ist auch wieder diese Mähne (im Bild oben links), die gleichzeitig auch wieder ein Gesicht darstellt.

Das rechte Auge dieses Pferdekopfes ist auch zu einem menschlichen Kopf geformt.

Die andere Seite der Steintafel 7

 

Viele Fragezeichen erstmal???

An diesen Tafeln muß noch viel und sehr feinfühlig gearbeitet werden, um eine bessere Sichtbarkeit zu erreichen, aber diese Gesichter im Stein sind doch schon leise - wie Zeichnungen fast - erkennbar:

Reiter mit Pferd, oder hier doch mit dem S t i e r ?

Oder hat das Pferd vielleicht ein Fohlen bei sich?